Yucca-Palme

28. August 2009 |

Heute ist ein etwas lahmer Tag. Ich verhandele mit meinem Mitbewohner über die Lieferung Holz, die am 7. September kommen wird. Er ist Vorratskäufer, ich Aufbraucher. Im Keller ist noch Holz für mindestens drei Monate. Gut, der Winter wird wie immer hart, und wir werden länger als drei Monate heizen müssen. Er hat gewonnen.

Vorgestern habe ich wieder Zigaretten geraucht. Erst eine, dann zwei, dann drei, dann vier, am Ende waren es fünf, und gestern auch. Heute noch keine, aber der rechte Versuch aufzuhören ist, denke ich, vorerst gescheitert und wird auf das Wochenende, an dem ich zu meinem Vater fahre, verschoben.

Im U.S. habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen. Eine Passage wie die über das Subjekt Orins, das sich eine Patrone über Schizophrenie anschaut, bzw. die Passage über diese Patrone, ist reine Angeberei, über die ich einfach hinweglese (S. 70). Das kommt öfter vor. Hochspezielles technisches Fachwissen, das selbstgenüsslich ausgebreitet wird, erfunden oder nicht, ödet mich eher an. Passagen rauschen vorbei. (Neulich hatte ich eine Diskussion mit dem Lyriker Jan W. darüber – es ging um Moby Dick. Was er an dem alten Wälzer sehr gut, nachgerade fantastisch fand, nämlich die kapitellangen Ergüsse über den Walfisch und den Walfang als solchen, war für mich Anlass, die Lektüre angeödet einzustellen.) Ähnlich, aber doch anders erging es mir mit den Drogenpassagen bei DFW und den entsprechenden Fußnoten. Vielleicht liegt mir da das Thema näher? Wiederum langweilig: Die Erklärung der unterirdischen Architektur der E.T.A., was nicht am Thema, sondern an der Umsetzung liegt, wie ich dachte: Das hätte Robbe-Grillet besser gekonnt. Verblüffend dann, dass DFW später zu einer Anekdote greift, die mir als „Urban Myth“ oder „Yucca-Palmen-Geschichte“ bekannt ist. Der Drogensüchtige Don Gately bricht im Haus des Richters ein, um sich zu rächen, hinterlässt aber nichts weiter Bemerkenswertes, bis er später die Bilder schicken lässt, auf denen er und sein Komplize die Zahnbürsten des Richters im Arsch stecken haben. Kommentatoren aufgepasst: Kann DFW als Erfinder dieser Geschichte gelten? Oder ist die Geschichte eben schon viel länger kurrent? Ich kann mich leider nicht erinnern, wann ich sie zum ersten Mal gehört habe, aber das ist bestimmt schon zehn Jahre her (in einer Schwestergeschichte ging es um Sperma in einem Döner Kebab).

Mein Mitbewohner arbeitet als Barkeeper. Gestern feierte jemand Geburtstag in seiner Bar. Und bekam u.a. U.S. geschenkt. Soll sich gefreut haben. (Stand: S. 97; muss aber noch die Fußnoten 24 und 25 lesen.)

3 Kommentare zu Yucca-Palme

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Carlsson

28. August, 2009 um 17:18

Die Geschichte ist wohl älter als zehn Jahre und begann ihre Kreise zu ziehen während DFW das Buch schrieb. http://urbanlegends.about.com/od/crime/a/toothbrush_tail.htm

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Guido Graf

28. August, 2009 um 17:46

„urban legends“ werden sich in Unendlicher Spass noch zuhauf finden und man darf getrost davon ausgehen, dass sie ebenso Material sind wie vieles andere auch – die Zahnbürste wird übrigens im Rahmen einer solchen „urban legend“ noch mal vorkommen – gleichwohl ich mir immer noch unsicher bin, ob es da wirklich einen Zusammenhang gibt – vermutlich …

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sabine scho

29. August, 2009 um 21:30

ich könnte mir durchaus spezialwissen der kategorie hilfreich vorstellen, die mich interessiert. bremsschuhe bei v-brakes wechseln zb. wale soll man ja nicht mehr fangen. aber, dass man beim bremsschuhe wechseln sich nicht stundenlang mit auf dem flohmarkt gekauftem zahnarztwerkzeug in die finger hackt, sondern die dinger am besten gleich reinbremst, ähnlich der zahnbürsten, vermutlich, hätte einen nutzen gehabt. ähnlich der einer nasen-op in andererleuts buch, hab ich mir sagen lassen. aber, ehrlich, ich bin doch ganz froh, es nicht lesen zu müssen. ich kann den einwand verstehen. alle samma irre. irre. und intimate chess spielte duchamp doch schon.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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