Das sitzt so sehr, daß sofort weiterzulesen unmöglich ist.

(185).

7 Kommentare zu „Alles, was er sieht, wird aufgenommen und versinkt ohne Blasen.“

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Stephan Bender

7. September, 2009 um 22:37

„Der Guru lebt vom Schweiß anderer: Im Wortsinn. Den Flüssigkeiten, den Salzen, den Fettsäuren. Er ist ein allseits beliebter Spinner. … // …. Sein Favorit war lange Zeit: ‚Und der Herr sprach: Trage Sorge, dass das Gewicht, welches du zu dir zu ziehen trachtest, dein Körpergewicht nicht übersteigt.‘ “ (S. 184)

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Alban Nikolai Herbst

8. September, 2009 um 01:36

Sic!

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sinedi

8. September, 2009 um 10:05

…und jetzt fehlt doch aber wirklich noch die Fortsetzung bzw. der Abschluss dieser Passage, um der jeweils subjektiven Einordnung willen:

„Er sitzt einfach bloß da. So möchte ich werden. Fähig, seelenruhig dazusitzen, und das Leben an mich heranzuziehen, Stirn für Stirn.“

Sonst bleibt dann wieder so etwas hehres übrig, was doch eigentlich vor Abgewandtheit, Weltverweigerung, Transzendenz, Passivität, „Sozialautismus“ und einer hohen Portion Bizarrheit kaum noch überbietbar ist. Und was er da aufnimmt, das „v e r s i n k t ohne Blasen“, vergeht also ohne jede Spur oder Rückkoppelung. Wird rückstandslos aufgesogen und verdaut. Sprachlich hervorragend – aber in der Handlung doch eher etwas morbid und asozial.

„…er ist immer da und sitzt wie ein Yogi etwa einen Meter ü b e r dem gummierten Fußboden des Kraftraums. Auf seinem Tank-Top steht in Siebdrucklettern TRANSZENDIERE; auf der Rückseite ist DEUS PROVIDEBIT [= Gott wirds „wohl“ machen – in freier Übersetzung] in Neonorange zu lesen.“

Und dann noch: „Jeder Mensch sollte einmal im Leben einem Mann in die Augen gesehen haben, der feststellt, das er zu etwas emporsteigt, das er zu sich herunterziehen wollte.
Und es gefällt mir, dass der Guru auf dem Handtuchmagazin sie nicht auslacht oder auch nur weise den Kopf auf seinem großen braunen Hals schüttelt.

ER LÄCHELT BLOSS UND HÜTET SEINE ZUNGE“ (…die beim Ablecken des Schweißes an Armen und Stirn so klein und rau ist und sich so gut anfühlt „wie die eines Kätzchens. Die Sache hat nichts Tuntiges oder Sexuelles. Einige Mädchen lassen ihn ebenfalls. Er ist die Harmlosigkeit in Person.“).

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Alban Nikolai Herbst

8. September, 2009 um 10:20

@sinedi: „Er ist die Harmlosigkeit in Person“ ist perfide; genau das ist in dem von mir zitierten Satz, wenn man über ihn zu meditieren beginnt und damit weitermacht, schon enthalten. Sie haben recht, es ist asozial. Genau das gibt dem Satz seine Kraft.

Insgesamt bleibt er dennoch Scherbe; ich habe dazu einen neuen Beitrag geschrieben, will ihn aber noch nicht einstellen, weil das dramaturgisch hier sonst „zu viel Herbst“ würde. Ich warte erst die nächste oder die beiden nächsten Äußerungen anderer ab, dann werd ich ihn einstellen und auch von hier nach dort – wohl über Scherbe – verlinken, wahrscheinlich auch von dort nach hier.

Nachtrag, 9.9.: So, >>>> der Scherbenlink.

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Stephan Bender

8. September, 2009 um 13:46

Womit wir wieder bei der Frage wären, ob der Mensch tatsächlich ein Schicksal hat und im Heideggerschen Sinne „geworfen“ ist oder eine freier Wille uns antreibt, diesen Unsinn mitzumachen.

Heute bin ich an diesem wunderschönen Herbstttag doch bei völliger Gesundheit von oben bis unten klatschnass und durchgeschwitzt aufgewacht und musste erst einmal die Wäsche wechseln, um mir keine Erkältung einzufangen. Hals Großvater hatte mich erst geschafft und dann erschöpft in voller Alltagsausrüstung einschlafen lassen.

„Infinite Jest“ ist die Proustsche „Suche der verlorenen Zeit“, ist Kafkas „Verwandlung“, ist ein joycescher Kosmos eines überbordenden „Ulysses“-Alltags und ist die sachliche, filigrane Kommentierung des „Mann ohne Eigenschaften“ eines Robert Musil – und dass alles in einem Roman, dessen Autor das ja von 1996 aus in die Zukunft dichtet. Dieses Match der Weltgeschichte 1990- 2010 geht an David Foster Wallace, Ulrich Blumenbach und den Verlag, der sich an dieses literarische Monster gewagt hat.

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JesusJerkoff

8. September, 2009 um 23:05

Tut mir leid, daß ich schon wieder störe, aber ich hätte da eine andere Idee.

Lyle hat einfach schon zuviel gesehen und/oder gehört, als daß er Interesse heucheln müßte, sondern einfach nur Interesse hat.
Da muß nichts mehr theatralisch aufgebauscht verklabustert zu werden, sondern einfach nur zugehört. Und das Schweißablecken ist der katalytische Effekt.

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Alban Nikolai Herbst

9. September, 2009 um 09:27

@Stephan Bender.
Kommt auf die U4 der nächste Auflage. Ganz bestimmt.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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