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Nach längerer Blog-Abstinenz, die sich aus meinem Versuch, Gödels Beweis des Unvollständigkeitssatzes zu verstehen (und dazu gleich noch Douglas Hofstadters existenzielle Deutung desselben in seinem schnuckeligen Büchlein „Gödel Escher Bach“), ergeben hat, trage ich wieder mal ein bisschen was bei – allerdings nur etwas Kleines, Nebensächliches: Ein paar Bilder, auf die ich im Internet gestoßen bin.
Das erste ist auch gleich das Unangenehmste. Es zeigt eine meiner schlimmsten Befürchtungen (hinsichtlich der Rezeption von US allgemein):
Mario Incandenza, gesehen durch das intrepretatorische Temperament eines Zeichners: Ein leicht debil dreinblickendes, gutmütig sabberndes Wesen. Mich hat dieses Bild richtig wütend gemacht, auch wenn es vielleicht dem äußeren Erscheinungsbild Marios, für dessen Beschreibung DFW sich nun wirklich viel Zeit lässt, ganz angemessen ist. Aber trotzdem finde ich: So sollte man ihn sich wirklich nicht vorstellen. Ich habe Mario als die mit Abstand würdevollste Figur des Romans in Erinnerung. Die für mich rührendste Szene des ganzen Buches ist die Beschreibung, wie Mario – scheinbar ohne vom sonst alles wissenden Erzähler vorformulierten Grund – das Blut in Eric Clippertons Sterbezimmer aufwischt: „Der bradykinetische Mario brauchte die ganze Nacht und zwei Flaschen Ajax Plus, um mit seinen kontrahierten Armen und den Quadratfüßen das Zimmer zu putzen; die U18-Mädchen in den beiden Nachbarzimmern konnten kören, wie er immer wieder hinfiel und sich wieder aufrappelte.“ Nicht zu vergessen, dass Mario der einzige ist, der dem armen, an der Kälte der gleichgültig an ihm vorbeifließenden Menschheit verzweifelnden Barry Loach gegen Ende des Romans die Hand gibt. Er hat keinen Grund, ihm nicht die Hand zu geben, also gibt er ihm die Hand. So einfach ist das. So ist Mario, er umgeht einfach die Endlosschleifen, in denen sich die Figuren des Romans ständig verfangen (und auch gelegentlich die Menschen der Wirklichkeit, so wie ich in den letzten Tagen, brütend über die Frage, ob der Satz „Dieser Satz ist aus dem formalen System, in dem er existiert, nicht ableitbar“ ableitbar ist…) und tut einfach irgendetwas. Sein Glück ist es, dass er „nicht so gut mit Worten“ ist, wie er einmal zu Hal sagt. Weniger Worte, weniger Loops.
Das zweite Bild zeigt die Enfield Tennis Academy:
Die Kardioide (mein Gott, wie oft kann man sich bei einem einzigen Wort vertippen? ioioioi…) oder Herzform (manchmal auch: Nierenform) hat mich sofort an den Hauptteil der Mandelbrotmenge erinnert, das berühmteste Fraktal der Welt, auch bekannt unter dem merkwürdigen Namen „Apfelmännchen“, hier:
DFW hielt Infinite Jest für einen Roman in der Form eines Fraktals („a lopsided Sierpinski-Gasket“), obwohl dieser Gedanke für mich nicht wirklich leicht nachzuvollziehen ist. Steht der oft erwähnte Hügel hinter der Tennis Academy vielleicht dort, wo in der Mandelbrotmenge der zweitgrößte Kreis (links von der Haupt-Kardioide) steht? Ich habe keine besonders gute Raumvorstellung und die Geografie von Romanhandlungen ist fast immer das erste, was sich aus meinem Gedächtnis verabschiedet. Ich weiß, dass das wahrscheinlich überinterpretiert erscheint, aber wäre es nicht lustig, wenn DFW tatsächlich eine Mandelbrotmenge in seinem Roman versteckt hätte? Zuzutrauen wäre es ihm jedenfalls.
Und zum Schluss noch ein Fanartikel. David Foster Wallace hätte sich vermutlich geärgert, wenn er ihn gesehen hätte. Und vielleicht hat er ihn ja auch gesehen, wer weiß:
1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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1 Kommentar zu Bilder
Marvin Kleinemeier
10. November, 2009 um 17:25
Die erste Zeichnung erinnert mich sehr stark an die Zeichnungen von Ralph Steadman in „Fear and Loathing in Las Vegas“ von Thompson.