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13.30. In der Sonne über dem Rheintal. Meteorologie ist doch nicht Mist. Hier versucht der Herrgott massiv die letzte Süße in den schweren Wein zu schießen. Auf einer Wiese am Ende der Rebreihen über Mauchen. Die Burgundische Pforte verliert sich irgendwo hinten rechts in wohlstandwarmem Dunst. Links im Dunst die Schweiz. Die Vogesen kann man erahnen. Es flirrt geradezu in den Wingerten. So ungefähr stellt man sich das Paradies vor. Wenn man nicht länger als vier Wochen drin bleiben darf. Danach wird’s, glaube ich, stinkend langweilig. Hab angesichts der Wärme die Wüste auf morgen verschoben, sonst komm ich noch mehr ins Schwitzen und ich muss Gnomi (knapper, leider nicht laufender Meter, deutlich über zehn Kilo) noch nach Hause schleppen. Jetzt pooft er.
Fußnoten. Wir sind zurück am 7. November und erfahren, was sonst noch geschah. Mario wird als Archivar der Familie vorgestellt, Hal findet einen Anruf von Orin vor, der bemerkt, dass „sich jede einzelne Zeile der kanonischen Gedichte von Emily Dickinson ohne Verlust oder syllabische Verrenkungen zur Melodie von ,The yellow Rose of Texas’“ singen lässt. Muss ich zu Hause direkt mal ausprobieren. Aber wenn man schon das Ende der Matthäus-Passion wie eine Büttenrede intonieren kann („Wir rufen dir aus dem Grabe zu, ruhe sanfte, sanfte Ruh’“) warum nicht das mit Dickinson. Hal driftet irgendwie ab nach Kodiaktabakgenuss im Dickinsonversuchsrausch.
Ist Lothar Matthäus jetzt tatsächlich Grieneisen-Min… Verzeihung Verteidigungsminister? Interessant.
DFW führt ein ergreifendes Beispiel für den Schneckenpostbriefwechsel von April und Orin vor. Sie schreibt gespreizt wie der Mariannengraben, er antwortet mit Formbrief. Es gibt endlich Fußnoten in Fußnoten. Darauf hatte ich bloß gewartet.
Und dann beginnt mit dem berühmten Mmjallo eines längsten Telefongespräche der jüngeren Literaturgeschichte. In dessen Verlauf die Dickinsontheorie zurückgenommen wird, Orin seine Theorie zum Verliebtmachen interessanter Subjekte ausbreitet, und überhaupt einiges ausgebreitet wird, was höchstens einen angehenden Innen- und Verteidigungsminister der O.N.A.N. interessieren würde. Die pythonesken Strukturen der Quebecanischen Widerstandsunternehmungen werden auseinanderfismatentiert.
Warum werd ich jetzt so müd. Ich lass mich jetzt nach hinten überfallen, den Spaß auf dem Bauch, die Sonne im Gesicht. Da hinten hängt noch eine schwere Traube herum. Nachher. Nachher.
1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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5 Kommentare zu 24. Oktober
Stephan Bender
26. Oktober, 2009 um 10:47
Also, eines muss man Krekeler lassen: Er hat Energie. Elmar scheint eine Mischung aus Kischs „Rasendem Reporter“ und einem modernem Poetry-Slammer zu sein. Und er nimmt, das ist wirklich angenehm, „Infinite Jest“ nicht ernster als nötig.
Ich lobe ja wirklich ungern, denn es versaut den Charakter. Dennoch: Respekt, Elmar!
Iffland
26. Oktober, 2009 um 12:54
@ Stephan Bender: Das stimmt und muss gelobt werden! Warum allerdings das Loben den Charakter versauen soll erschließt sich mir nicht. Jedenfalls nicht den des Lobenden will ich meinen. Also lob ich, wenn sich die Gelegenheit bietet, wieder gern!
Ihr
Iffland
Stephan Bender
27. Oktober, 2009 um 03:09
@ Iffland:
Das kleinste Buch der Welt ist bekanntlich das „Handbuch des deutschen Humors“.
Das das HTML in den USA erfunden wurde, hat man nicht daran gedacht, das man in Deutschland die irony-flags braucht.
Korrekt muss der Satz also heißen:
Ich lobe ja wirklich ungern, denn es versaut den Charakter. Dennoch: Respekt, Elmar!
Iffland
27. Oktober, 2009 um 09:42
An den flaggenschwenkenden Herrn Bender:
Puh, ein weites Feld, „deutscher Humor“! Und das Ironie-Ding wurde hier ja auch schon ausführlich diskutiert. Da sollte ich wahrscheinlich weiter ausholen und mit theoretischem Unter – Mittel – und Überbau agieren aber dazu fehlt mir die Spielpraxis.
Nur soviel: Noch weniger spassig als ein Witz minderer Güte, ist das Erklären der Pointe. Glauben Sie mir, ich habe Erfahrung… Insofern würde ich auch auch widersprechen, was den Umfang des „Handbuchs“ betrifft: Ich glaube, es ist unendlich umfangreich, weitschweifig, mit hunderten von Fußnoten versehen und absolut lesenswert wenn es das einzige Buch weit und breit ist..
Herzlichst
Iffland
Stephan Bender
27. Oktober, 2009 um 11:37
@ den bücherschwenkenden Iffland:
Na ja, in Ordnung: Pointen zu erklären ist wahrscheinlich noch deutscher, als keinen Humor zu haben. Gebe mich geschlagen. Doch es ist auch nicht einfach, intellektuell zu bleiben, wenn jemand hinter einem steht und dabei einem erwartungsfroh den Nacken krault…; ich meine, wie soll man da vernünftig denken?
Vielleicht bin ich ja tief drin zutiefst eifersüchtig auf Menschen wie David Foster Wallace, die einen solchen brillanten Wälzer abliefern. Vielleicht neide ich ja Elmar Krekeler seine Energie, mit der er stur seinem Leben diese Zeilen abtrotzt. Das Manische hat, wenn es sein richtiges Thema findet, den Glanz der Liebe.
Es ist dennoch eine große Tragik für einen Intellektuellen, dass er nicht schlauer sein kann, als das Leben selbst. Das sollte Marathe mal jemand sagen. Oder ich mir… oder so…