The Jests

26. August 2009 |

Gestern habe ich „Unendlicher Spaß“ zum ersten Mal verschenkt, an P., mit der ich mich zu einem Konzertbesuch verabredet hatte. Am liebsten wäre es mir gewesen, sie hätte gleich zu lesen angefangen, während wir im Hof der Kulturbrauerei saßen, einfach nur, damit wir schon an diesem Abend hätten anfangen können, uns über das Buch zu unterhalten. Die Band, wegen der wir gekommen gekommen waren, hieß „The Airborne Toxic Event“, nach einem Kapitel aus „White Noise“. Man versucht dann ja doch die ganze Zeit zu verstehen, was genau diese Musik jetzt mit dem Roman von Don DeLillo zu tun hat, und zuletzt fallen einem doch nur wieder die Achtziger ein. Ein paar Jahrzehnte, mehr hat man ja nicht.

7 Kommentare zu The Jests

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Roadrunner

26. August, 2009 um 18:18

Schön, wie sich die Autoren hier sorgsam bemüht zeigen die immens wichtigen Begleitumstände ihrer Lektüre (Terasse, Klima, Sitzmöbel, ein- oder zweihändig usw.) plus ihren noch wichtigeren Freundes- und Lebensfristungskreis (meine Freund/in XYZ) als Ausweis ihrer Feinsinnigkeit auszubreiten. Der Knaller ist aber natürlich – da gebührt Kolja Mensing zweifellos die Krone – in einem Blog, der ausschließlich der Diskussion über ein Buch dient, darüber zu lamentieren, dass man mit irgendeiner Nulpe selbiges nicht tun könne, da ja leider Textkenntnis fehle. Wenn sich die verkappten Impressionisten also dankenswerter Weise einen kleinen Stoß in Richtung Text geben könnten, so wäre mir, der ich gerade mit meiner Freundin Ä. vor dem Abfluss knie und aus gegebenem Anlass über das ‚Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche‘ sinniere, etwas geholfen.

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kopfpilz

26. August, 2009 um 19:34

Ach, man muss ja nichts verstehen, andocken reicht und bringt uns auch irgendwie über die paar Jahrzehnte. Dumm nur, wenn wir zu lange im Trockendock festhängen. Notfalls begegnet man der Band mit den „Toxic Avengers“.

Irgendwo hier im Projekt schrieb jemand schön vom „Ichland“ oder „Ich-Land“. Eins meiner Lieblingsbücher heißt Flachland, hat aber nichts mit Lenis Tiefland zu tun. In beiden Landen ist das Ich zweidimensional.

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Alban Nikolai Herbst

26. August, 2009 um 19:45

@roadrunner.
Es ist nicht ganz ohne Einfluß auf einen Lektüreeindruck, unter welchen Umständen man ihn erlebt. Umgekehrt war, den Prozeß einer Arbeit zum Bestandteil des Kunstwerks selbst zu machen, eine d e r Ansätze auch der literarischen Moderne. Die Vorstellung, es lasse sich etwas „rein“ über einen Text sagen, das von Textfremdem unbeeinflußt sei, ist naiv (oder ein Klassizismus, der hinter seine Zeit zurückfällt).

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Marvin Kleinemeier

26. August, 2009 um 23:54

Ich würde gern weiterhin beide Arten von Beiträgen auf diesem Blog finden. Denn, auch wenn ich mich damit vielleicht unbeliebt mache: Ich lese wissenschaftlich ausgereifte Posts sehr gerne, finde jedoch auch gerade die persönlichen Geschichten, die um die Lektüre herum stattfinden interessant. Sie bedeuten einen Mehrwert, der dem Individuum vor seinem weißen Ziegel doch für kurze Zeit einen Freud-/Leidgenossen zugesteht. Und wer nur schnöde Textkritik sucht, ist vielleicht in einem Online-Blog voller subjektiver und selbstdarstellender Ausdauerbibliophile (ich meine das positiv, zähle mich selbst dazu) an der falschen Adresse.

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Alban Nikolai Herbst

27. August, 2009 um 00:23

@Marvin Kleinemeier: auflachend:: klasse Begriff!::: „Ausdauerbibliophilie“. Toll.

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Roadrunner

27. August, 2009 um 08:57

@Alban Nikolai Herbst: Richtig gesagt: „Es ist nicht ganz ohne Einfluß auf einen Lektüreeindruck, unter welchen Umständen man ihn erlebt.“ Mir geht es schlicht darum, dass ich bislang sehr viel über Umstände erfahren habe und kaum etwas über die Lektüre. Ansonsten gilt: „Eindruck mache ich meinem Kopfkissen.“ (Albrecht Fabri)

@Marvin Kleinemeier: Würde auch gerne Begleitumstände UND Textkritik lesen. Die Abwertung der „schnöden Textkritik“ ist bei einem Autor wie Wallace übrigens geradezu grotesk. Man könnte den Spieß auch umdrehen: Wer Wallace nicht die Akribie entgegenbringt, die dieser selbst bei seinen Texten demonstriert, könnte auch mal darüber nachdenken, ob er bei der richtigen Adresse gelandet ist.

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herbert heinsinger

27. August, 2009 um 17:30

Wahrscheinlich wird das Buch mal aufgeklappt und dann wieder weggelegt, weil die Freundin was will oder man selber möchte ein wenig fummeln so wie in den Achtzigern. Ist schon klar, aber Hauptsache man ist Schriftsteller und das darf nicht bezweifelt werden, egal, ich hatte gestern einen Grashalm gesehen, er war so ziemlich in meiner Nähe, ich hätte auf ihn schiessen können, doch aus Vernunftsgründen habe ich es nicht getan.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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