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Wir führen eine unglückliche Beziehung mittlerweile. Immer öfter greife ich zu anderen, schieben sich andere in meiner Aufmerksamkeit und Zuneigung nach vorn. Es kommt zwar immer noch vor, dass ich mich stundenlang gefesselt zeige, aber das Interesse wird merklich schwächer. Die Phasen von Überdruss und Langeweile häufen sich. Auch der Besitzerstolz und der Ehrgeiz nehmen ab. Es ist tatsächlich nicht mehr so, dass ich es weiterempfehlen würde. Es ist zu opulent, zu dick, zu geschwätzig. Es kifft zuviel, hängt zuviel in Kifferschleifen, in Kifferlogik, die eben nicht immer stimmt; es tut zu oft schlau und verspielt, wo es einfach und elegant sein könnte; es enttäuscht Erwartungen, obwohl es das nicht nötig hätte; es ist zu gefräßig, verdaut zu viel und hat zu viel verdaut, es versucht zu oft, ein anderes zu sein etc. etc. Es zeigt mir auch wenig Neues. Es ist keinesfalls so, dass es mein Leben oder meine Ansichten vom Leben verändern würde. Ich verstehe seine Kanadafeindlichkeit nicht (und nicht den Umstand, dass niemand von den EuphorikerInnen hier irgendeine Theorie dazu hat). Vielleicht soll das lustig sein, in South Park kommen die Kanadier ja auch immer schlecht weg, allein, ich finde es auch nicht komisch. Was mich noch hält, sind Versprechen, auf deren Einlösung ich noch warte, und ganz simpel: dieser Blog hier, denn ohne ihn hätte ich die Lektüre längst abgebrochen und mein Exemplar einem Netzantiquariat anvertraut. Ich erlebe auch nicht wirklich etwas mit dem Buch, was ich ohne das Buch nicht auch erlebt hätte. Vielleicht würde es mir besser gehen ohne das Buch, aber selbst das bezweifle ich mittlerweile. Vielleicht erhoffe ich mir noch ein paar Tricks, die ich mir abschauen könnte. Vielleicht will ich mehr über Joelle, Kate und Orin erfahren, denn das sind die einzigen Figuren, die mir etwas näher gekommen sind. Vielleicht möchte ich noch etwas über Tennis erfahren (die Beschreibung des Spiels hat endlich stattgefunden, ca. 800 Seiten zu spät), über Drogen (die innenperspektivische Schilderung eines Rausches steht immer noch aus), über Schönheit und Verführung (das weiterführende Buch hat wohl Neil Strauss geschrieben). Wo bin ich? Seite 957. Bzw. mitten in Fußnote 269. Sind ja nur noch 400-450 Seiten. Oder zwei, drei andere, am Ende sogar bessere Bücher. Eines ist klar: Bis zum 1. Dezember schaffe ich das Buch auf keinen Fall. Will ich auch gar nicht.
1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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8 Kommentare zu Malajube
Stephan Bender
9. November, 2009 um 14:54
Es ist für jeden Menschen hart, wenn ein Buch einen nicht in dem Maße zurückliebt wie man selbst.
Andererseits: „Liebe ist asozial… Da hilft auch keine gut gemeinte Beziehungsarbeit.“ (H.R. Kunze)
Ulrike Berretz
9. November, 2009 um 22:30
22.15 Regen , nichts als Regen . Und immer noch nicht viele Seiten im US geschafft.
US kam bei mir am 22 August an , inclusive Plakat . Zu der Zeit gabs hier in der Wohnung einen Wasserschaden – ein Loch in der Wand – das musste abtrocknen . Über Wochen zog sich das schon hin und ich habe das Plakat darüber geklebt . Leider damals kein Foto gemacht ! Die Lesebändchen positioniert und immer wieder den Anfang gelesen . Wenige Tage später hier im blog gelesen und seitdem lese ich hier . Viele Anregungen gefunden , viel nachgeschlagen , den US in meinen Bücherstapeln mal ganz oben , dann wieder ganz unten , mal Schreibtisch , mal Bett , mal Sofa- viel anderes gelesen – jetzt steht er im Regal . Bei den Büchern für später , wenn ich mehr Zeit und Ruhe habe . Vor dem 1. Dezember auf keinen Fall – dafür ist es auf diesen Seiten zu interessant .
platero y yo
9. November, 2009 um 23:54
Liebe Frau Berretz,
eine Schicksals- oder Leidensgenossin, da fühle ich mit Ihnen mit! Ich durfte das Buch am Abend des 21. August endlich in der Buchhandlung meines Vertrauens, in dessen benachbarten Cafe Hauptkommissar Marthaler und seine Freundin Tereza sich kennenlernten, abholen. Das Wochenende stand vor der Tür und für die nächsten beiden Arbeitstage in der darauf folgenden Woche hatte ich extra 2 Urlaubstage genommen um sogleich einen intensiven (Wieder-)Einstieg in das Buch zu bekommen-die Lektüre des Originals brach ca. bei S. 150 leider vor gut einem Jahr ab. An meiner Wohnungstür dann der unheilverkündende Zettel mit der Aufforderung mich bitte dringend bei Hausverwaltung oder Hausmeister zu melden. Nervös die Tür aufgeschlossen und nach dem Betreten der Wohnung gleich als erstes die Küche gecheckt, dort sah ich dann gleich die Wasserpfützen stehen und von der Decke tropfte es flächendeckend. Schnell einen trockenen Platz für das noch folienverschweißte Buch gesucht und den Rest der Wohnung auch gleich abgecheckt: die Wand zwischen Küche und Schlafzimmer war auch betroffenen, sowie angrenzende Teile der Decke im Schlafzimmer. Dann telefonisch erst mal niemand von denen erreicht, die ich kontaktieren sollte. Also mal ein Stockwerk höher gegangen, an der Privatwohnung des Facharztes für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie geklingelt, um zu hören, was denn überhaupt passiert war. Er zeigte dann selber auch nur nach oben an seine Zimmerdecke und erzählte mir seinen Teil der Geschichte. Die ersten Tage waren dann mehr vom Um-, Aufräumen und -wischen geprägt, in dieser Zeit kaum zum Lesen gekommen, und wenn dann nicht in der gewünschten Konzentration. Seitdem geistern die Worte „This is water, this is water“ mantramässig in meinem Schädel herum(Sie werden sicherlich auch die Rede von Foster Wallace gelesen haben-sie ist rechts auf dieser Seite verlinkt). Erst gestern verliess dann der letzte Maler die Wohnung und ich muss noch allerlei retour räumen.
Wünsche Ihnen alles Gute und bin auch ein bischen neidisch, da Sie ja die Lektüre noch vor sich haben.
Ulrike Berretz
11. November, 2009 um 21:55
Guten Abend platero y yo – einen Namen kann ich da nicht erkennen-,
danke für die Wünsche . Da ich nicht Fern schaue und keine Krimis lese , sagt mir Hauptkommisar Marthaler und auch seine Freundin nichts . Was mich interessiert , ist , aus welchem Sprachraum Sie kommen . Retour klingt nach Österreich – dann wünsch ich mir einen weiteren heimischen Text !
Ich habe US noch vor mir – das gehört jetzt nicht unbedingt hierher – aber was ist mit 2666 ? Das könnte doch das nächste große Projekt werden ?
Viele Grüße
Clemens Setz
12. November, 2009 um 17:09
Platero y yo = „Platero und ich“, ein entzückendes kleines Buch von Juan Ramon Jimenez, in dem einige Episoden aus dem Leben eines Esels erzählt werden. Wofür man nicht alles den Nobelpreis kriegen kann…
platero y yo
14. November, 2009 um 17:58
Liebe Frau Berretz,
da ist ja zwischenzeitlich der echte Österreicher Clemens Setz eingesprungen und hat schon mal die Herkunft des Nom de guerre erläutert, den ich mir für meine Beiträge hier zur Schlacht bei Eschaton erkoren hatte. Ich stamme dagegen aus dem süddeutschen Sprachraum, aus dem Stuttgarter Speckgürtel(unter dem Banner des sogenannten“guten Stern auf unseren Strassen) sozusagen. Und der Marthaler stammt aus den Kriminalromanen von Jan Seghers alias Matthias Altenburg, der ja hier ursprünglich auch als Beiträger vorgesehen war, und war quasi als kleiner Gruß an meine Lieblingsbuchhändler hier in Frankfurt gedacht. Die englische Übersetzung von 2666 hat mir die Wartezeit auf das Erscheinen von Unendlicher Spaß verkürzt und die deutsche Übersetzung liegt jetzt für Dezember bereit, damit ich nicht in die Endlosscheife des Unendlichen Spaßes gerate und nach dem Ende sofort wieder von vorne beginne und noch zu Gemüseähnliche(re)m retardiert werde. Obwohl, es reizt mich schon: also naturgemäß nur das sofortige Wiederlesen! Aber im Januar habe ich Urlaub, dann ist auf jeden Fall die Re-Lektüre von dem Spaß geplant.
Sie stacheln mich aber an, da werde ich ja ganz redselig, was sonst gar nicht meine Art ist, und das mit so wenigen Stichworten wie Wasserschaden, Österreich oder 2666!
Jetzt mache ich aber Schluß für heute, da ich mich heute Abend exzessiv dem Kultur Shock aussetzen werde in Form eines Konzerts einer gleichnamigen Band im hiesigen Cafe Exzeß.
Liebe Grüsse
Ulrike Berretz
14. November, 2009 um 19:14
Herr Setz ,
vielen Dank .
Dieser Blog ist in jeder Hinsicht erhellend .
Ulrike Berretz
14. November, 2009 um 19:28
Guten Abend ,
nächste Woche werde ich Platero lesen – und ein wenig mehr über den nom de guerre erfahren .
Wissen Sie weshalb ich jetzt neidisch bin ?? Weil Sie das Café ExZeß – bing sei Dank -in Ihrer Nähe haben.
Einen wunderbaren Kultur Shock wünscht Ihnen
Ulrike Berretz