9. Oktober

10. Oktober 2009 |

22.30. Im gepackten Koffer. Der Rest des Montserrat-Caballé-Weins. Wird immer gruseliger. Aber was solls. Morgen geht’s nach Köln. Irgendwie wird die Buchmesse immer länger. Schrecklich. Und am Montag kriegt dann Herta auch noch den Buchpreis. Ach, besser nicht. Hanser gewinnt den Buchpreis, zwei Nobelpreise (Barack ist auch bei Krüger), den Friedenspreis, den Wirtschaftsbuchpreis. Das ist zuviel.
Zurück in die Wüste. Schade. Marathe war mir gerade heimlich ans Herz gewachsen. Liegt vielleicht an der Sprache, die klingt wie Luxemburgerisch aus dem Französischen rückübersetzt ins Deutsche. Nicht weil ich ihm gleich im Schauspielhaus auf der Bühne sitze: Das ist großartig, Herr Blumenbach. Beispiel: „Wie stelle ich diese ferne Weite der langen Frist bei meinem Handelen in diesem Agugenblick in die Rechnung, jetzt, wo unser toter Genosse die Suppe umklammert, und wir beide mit Speichel am Kinn dastehen und die Suppe betrachten! Meine Frage versucht zu sagen: Wenn die höchste Lust jetzt gerade, en ce moment, in der ganzen Portion Habitant besteht, wie kann mein Selbst dann das Begehren dieses Augenblicks zurückstellen, dich zu rammen und die Suppe zu nehmen? Wie kann ich über diese Suppe hinaus an die zukünftige Suppe in weiter Ferne denken!“
Marathe, stellt sich raus, hasst es, wenn jemand in seine Sprachsuppe spukt, zwei Brüder, wird ziemlich deutlich, hat er untern Zug expediert. Marathes Frau wurde mit offenem Schädel geboren, weil die Eltern massiv rauchten. Gibt es denn in diesem Buch irgendetwas nicht dysfunktionales.
Es geht aber nicht um Suppe auf diesen 16 Seiten. Es geht um den freien Willen. Der alles einschließt: die Gefährdung der anderen, die Gefährdung von uns selbst. Wir entscheiden, aber sollen wir entscheiden, dürfen wir entscheiden. Im Fall von „Unendlicher Spaß – Der Film“ heißt das: Soll man die Patrone allen zugänglich machen, auch wenn das ihre Leben kosten könnte? Ein echter Klassiker, die Passage.
Jetzt ists genug. Muss noch ein bisschen über morgen nachdenken. Wenig Zeit, viele Fragen. Wird spaßig.

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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