16. – 18. Oktober

19. Oktober 2009 |

23.30. Wieder am Wasser. Mystere heißt der Rotwein, wenn ich das richtig gelesen hab. Bis eben im Großraum gewesen. Es ist immer dasselbe mit der Messe. Je länger sie dauert, desto näher fühlt man fiesen Atem des Manns mit dem Hammer seinem Nacken kommen, und dann schlägt er zu, meist unterwegs nach Hause, und man verfällt in einen Zustand der saloppen Katatonie, der bis zu einer Woche andauern kann. Zu Tode gemesst, sozusagen. Die Wirkung kommt James O. Incandenzas Patrone ziemlich nahe. Stell ich mir vor. Mit viel Lesen war jedenfalls auch auf dieser Messe nix. War ja ganz kuschelig. Selten soviele randverzweifelte Kollegen getroffen.
Wir sind wieder bei Gately. Der fährt mit einem Ford Aventura von 1964 durch die Gegend, den wir uns nicht vorstellen wollen. Ein 45 Jahre alten Amerikaner. Obwohl er scheckheftgepflegt ist. Und wie Gately darin herumhängt, stellen wir uns gleich gar nicht vor. Begegnen wollen wir ihm auch nicht, auch wenn er nüchtern ist. Er hat keinen Führerschein mehr. Hat er im Jahr der mäuschenstillen Maytag-Spülmaschine verloren. Hatten wir dieses Jahr schon. Gott, werde ich vergesslich. Gatelys Karriere wird im Folgenden weiter ausgefunzelt. Es gibt wieder Drogentote (diesmal geradezu altertümlich mit Morphium). Gately lässt einen percodanabhängigen (was ist das eigentlich) ermitteln, was sein Einbruch bei dem erst verschnupften, dann unter tätiger Mithilfe Gatelys an seiner eigenen Rotze erstickten Agenten an Folgen nach sich zieht. Schon schürzt sich ein Zusammenhang, Gately hört vom Büro für Nicht-Spezifizierte Dienste. Was es mit den epidemischen Nucks auf sich hat, muss ich allerdings noch mal nachschlagen. Alles strudelt noch ein bisschen weiter. Gatelys Ex zum Beispiel, eine beim volltrunkenen Beinrasieren volljaulende Vollalkoholikerin namens Pamela Hoffman-Jeep (sic!). Pat Montesian zum Beispiel, auch eine trockene Alkoholikerin. Es gibt in diesem Buch nicht eine halbwegs intakte Leber. Eigentlich müsst das Buch ganz gelb sein. Gatelys Mutter? Gehirnschaden durch zirrhotische Hämorrhagie. Pat Montesian ist im Vollbesitz zweier höchst unterschiedlicher Körperhälften. Die eine spastisch verzerrt, die andere unverkrampft. Sie hatte – auch schön – „eienn sexuell glaubwürdigen Körper“, der allerdings durch neurologische Schädigung des rechten Fußesstark zum durch die Straßen kacheln neigt. Auch unschön als Verkehrspartner. Was jetzt nicht, naja, Sie wissen schon. Dass Gately auch ohne Kniefallchose vom Stoff weggekommen ist, das wussten wir ja nun schon. Steht aber noch mal da. Wahrscheinlicher als höhere Eingebung ist als Heilmittel Arbeit. Nackte Arbeit. Da wollen wir jetzt aber nicht weiter drüber nachdenken. Das stößt übel auf. Es geht allerdings noch übler. Gately wird Chefkoch in Ennet-House. Hotdogs, klitschiger Hackbraten mit Reibekäse und einer halben Schachtel Cornflakes obendrauf.
Bei uns gabs Lamm in einem Bett aus Sellerie-, Möhren- und Pastinakenhobeln. Angebraten, scharf gewürzt, anderthalb Stunden im Ofen vergessen. Mit Couscous. Großartig. Nur so kann man US kulinarisch überleben.

1 Kommentar zu 16. – 18. Oktober

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ggt in falling autumn leaves

19. Oktober, 2009 um 22:06

zukuenftig darf hier nur noch beitraege posten, wer einen nachweislich auf alkoholkonsum basierenden erhoehten gamma-gt-wert hat (ab 500). wo kaemen wir denn hin, wenn hier nuechterne … kopie des juengsten blutuntersuchungsergebnisses samt erlaeuterndem bericht des hausarztes an den verleger. koennte ja auch medikamentenbedingt sein (ausschluss-diagnostik, hm, viel spaß, hausarzt).

und nicht vergessen zum schluss des verfahrens (dezember, wohl) die strichliste zu bedienen: wer hat wirklich das buch gelesen. eins zwei viele.

mit autumnischen grueßen (anonym, wie sonst, man will sich ja nicht seinen ruf ruinieren, im gegensatz zur leber)
http://www.youtube.com/watch?v=XSXYu-3r1S8

(forum eben. netz eben.)

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Über das Buch

1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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