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22.45. Am Wasser. Auf der gelben Wolke. Husten der Stärke zwölf auf der nach oben offenen Hirnerschütterungsskala. Trocken wie ein Wind über der Wüste. Andre Agassi hatte Depressionen, sagt er. Das ist die kahle Spitze des Eisbergs. Morgen werden die ersten Intellektuellen ihr schütteres Haupt schütteln darob, dass die Massen trauernd durch die Straßen ziehen und ins Hannoversche Stadion. Vielleicht weil die was haben, was ihnen fehlt. Herz. Menschen sind was wunderbares.
Um das Herz grinst, lächelt, witzelt sich DFW auch immer rum traut er sich nicht. Gibt’s nicht mehr im Spaß. Ausgeräuchert, aufgeräumt, von gefühligen Sentisimatenten gereinigt, als hätte Joelle sich mit der Wurzelbürste dran versucht. Die putzt immt noch. Und erinnert sich daran, wie es anfing mit dem verrückten Storch. Die ersten Konnexionen. Wie er Selbst sie einfangen wollte. Wie Orin sie missbrauchen wollte als schönster Brückenkopf zum Verrückten Storch. Auch son Intelleller. Brillant, aber kalt, eisekalt. Versteinert. Wie vom Basiliskenblick der Joelle gestreift. Was für ein verstörter Haufen. Und jetzt gehen sie auch noch essen. Das kann ja nicht… Da möchte man nicht… Muss man ja auch nicht. Verspannter geht’s nicht. Und gleich das nächste Essen. Thanksgiving mit April und Orin und dem ganzen seelisch verwachsenen Incandenzahaushalt. Der Storch säuft. Joelle lässt sich über die „Personalistes“ aus, eine Gruppe von Ästhetikern, die von 1930 bis 40 die katholischen Intellektuellen in Frankreich beeinflussten. Unnützes Wissen? Das Essen endet in einer Art Explosion des guten Willens. Marathe rollt und radebrecht weiter, erfindet die Geschichte seiner Sucht und seiner Behinderung. Und befindet sich ganz in der Nähe des SCH.M.A.Z. Ich mich auch. Nutzt aber nix. Das Resthirn bekommt Schleudertrauma vom Husten. Scheusslich. Dann lieber Schweinegrippe.
1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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3 Kommentare zu 14. November
alice
22. November, 2009 um 13:39
Lieber Herr Krekeler,
auch wenn es in diesen Blog vielleicht deplaziert erscheint, möchte ich Ihnen doch an dieser Stelle eine gute und rasche Genesung wünschen, dazu einen umsichtigen Hausgeist, der für Holunderblütentee mit Honig sorgt.
Ich lese tapfer hinterher (Seite 360) und hüte mich davor, mich zu sehr einzulassen sondern halte eine gewisse Distanz. Es gab ja Warnungen: man ist nicht mehr derselbe / dieselbe; man geht nicht unbeschadet aus diesem Buch etc. Mich würde interessieren, was denn das konkret bedeutet. Die Texte und Kommentare bewegten sich ja überwiegend auf einer kognitiven, textanalytischen Ebene. Doch was geschah beim Lesen dieser vielen Seiten auf der emotionalen Ebene und hat dies lebenspraktische Konsequenzen für das persönliche Denken und Handeln? Oder bleibt alles ein Glasperlenspiel?
Emotionen wurden häufig indirekt in den Texten und Kommentaren sichtbar, wie eine zweite Folie, die hindurchschimmert. Sie spiegelten – in meiner Wahrnehmung – die Verfassung der Personen im Buch: Aggression, Zynismus, Coolness, Resignation, (sprachliche) Verrenkungen; seltener Mitleid, Trauer, Erschütterung, Sehnsucht nach Heilung. Sehr berührend für mich war Ihr Bild, Herr Krekeler, vom Kind das dieses (zu) schwere Buch trägt als könne die Berührung mit seiner Unschuld Erlösung bringen. In der Apokalypse ist vom Lamm Gottes die Rede, das die Sünde der Welt trägt: ein neuer Himmel und eine neue Erde werden sein, und Gott wird abwischen alle Tränen. Schon in einem der ersten Kapitel fragt Mario Hal: „Glaubst du an Gott?“ , als wäre die bejahende Antwort darauf der Schlüssel zu einem befreiten und getrösteten Leben.
NO
23. November, 2009 um 11:06
Liebe alice,
in aller Eile:
Von Herrn Krekeler werden Sie (vorerst) wohl keine Antwort bekommen. Er hat sich bisher leider nicht beteiligen können, aber er ist entschuldigt, denn er erzählt in der Tat in großartigen Formulierungen diesen Roman in prägnant verknappter Form ein zweites Mal. Eine große Hilfe (für mich), aber einige der Profis hier im Blog haben ihn dafür auch schon gescholten.
Von den direkten (und wohlmöglich bleibenden) Gefühlen bei mir könnte ich Ihnen einige schildern:
Scham zunächst. Denn bereits zu Beginn habe ich in dem Kapitel, wo Ken Erdedy auf den Dope wartet, dies nicht nur als eine glänzende Beschreibung von Abhängigkeit gelesen, wo furchterregend anschaulich vermittelt wird, wie der zunächst sehr entfernte Gedanke des Zudröhnens immer mehr Besitz von einem Menschen ergreift, bis er an nichts anderes mehr denken kann. Sondern auch als eine Metapher für die verschiedensten Abhängigkeiten, in die wir alle verstrickt sind und die uns, auf die eine oder andere Weise, zuweilen zu jenem peinlichen Verhalten des Versteckens, Vorsorgens, Tarnens für eine kompromittierende Sinnlosigkeit zwingt. Das muss man sich nur mal eingestehen, wie sehr man sich und andere verkackeieren kann, wenn es z.B. darum geht, zu verschleiern, dass die Abnehmdiät mal wieder abgebrochen wurde, oder dauerndes world of warcraft spielen …
(Nur nebenbei: achim szepanski allerdings hat das ganz anders mit Vorräten, anfuttern, verbrauchen ausgelegt, hoch interessant, aber ich konnte es mir mangels philosophischer Grundlagen leider nicht in jeder Hinsicht völlig erschließen).
Des weiteren Anteilnahme (um das Wort Schuldgefühle zu vermeiden). Einige der im Roman geschilderten Verhältnisse bzw. Begebenheiten sind so fürchterlich, dass mir diese Figur des Abstands durch groteske Überzeichnung jdf. nicht geholfen hatte (z.B. der epileptische Anfall von Poor Tony Krause, oder die Geständnisse bei den AA über den Marilyn Monroe-Masken-Kretin-Missbrauch oder das Gebären eines gesichtslosen Kindes im Rauschgiftrausch). Mir stockte der Atem und ich musste absetzen und fühlte mich an Eugen Drewermann erinnert, der die Romane Dostojewskis (aus seinem Verständnis als Christ, nehme ich an) tiefenpsychologisch unter der Überschrift gedeutet hat, „Dass auch der Allerniedrigste mein Bruder sei“, so dass man sich permanent zu fragen beginnt, was man selber denn eigentlich getan habe, um die Verhältnisse zu beeinflussen, die den Motz-verkaufenden Homeless zwingen, Sie auf der offenen Straße um Geld anzuhauen.
Auch Angst. Und zwar schon früh anlässlich der Crack-Einnahme von Joelle, aber auch jetzt auf S. 1100 circa in dem Endnoten-Gespräch zwischen Hal und Pemulis, weil dort so sinnlich und anschaulich die Rede davon ist, wie sehr man etwas lieben kann und wie sehr bei dessen Ausbleiben einem etwas für immer und dauerhaft fehlen kann, was sich in der normalen Vorstellung nicht immer zwingend als Liebesobjekt überhaupt zu eignen scheint. Aber auch die scheinbar unausweichliche Bedrohung, die Depression (der weiße Hai) und andere Krankheiten und Verzweiflungen mit sich bringen kann, weil einem z.B. plötzlich der seinerzeit mit Burn-out-Syndrom ausgeschiedenen Ex-Partner wieder einfallen und man sich fragen könnte, ob die Gnade der Verschonung bisher eigentlich nur durch nichts zu beeinflussender Zufall war.
Die Gretchenfrage, die Mario da an Hal stellt, haben Sie schön ausgegraben, die hatte ich überhaupt nicht in Erinnerung. Ich persönlich mag ja die von Heinrich F. gegebene Antwort und auch das am Ende von Faust II vorgelebte Vorbild mit Tätigsein und Schöpfungen. Aber mir kann man auch mit dem Lamm Gottes kommen. Für achim szepanski dürften das alles allerdings alles Ergebnisse der Knallkörperfabrik sein, vermute ich, und wenn ich denn bloß seinen hoch interessanten Satz („Die Kritik glaubt bis heute an die Position Gottes bzw. eines Erzeugers des Bösen…“) besser verstehen würde (aber leider mangels philosophischer Grundlagen keine Chance), vielleicht geht es im Ergebnis um Opium f.d.V. Aber wir würden uns da vielleicht irgendwo treffen, liebe alice: Ginge ich in die Kirche oder betete ich, und jemand würde mich fragen, was ich suchte, wäre ich in der Tat versucht zu antworten: Trost.
Also, weiterhin viel Spaß in wonderland!
Beste Grüße
NO
alice
25. November, 2009 um 14:17
@ NO
„Danke!“ für Ihre ausführliche und persönliche Reaktion auf meinen Kommentar, ich fühle mich geehrt und beruhigt. Beruhigt, dass dieses Epos sein zukünftiges Dasein nicht nur in Germanistikseminaren fristen wird und dort als unerschöpfliches Dissertationsthemenreservoir dient, sondern auch eine Spur konstruktiver Unruhe in den Herzen zurücklässt – hier und da… vielleicht…oder…? Was Wallace sich wohl gewünscht hat, wie sein Werk gelesen und aufgenommen wird? Sicher gibt es dazu Äußerungen (Interviews?), ich werde den Blog daraufhin noch einmal durchforsten.
Die scheinbar harmlos naive Frage Marios nach der Existenz Gottes scheint mir eine der großen Fragen dieses Buches zu sein. Das Buch selbst bäumt sich gegen die Zumutung dieser Frage auf, indem es an Abgründigem und Entsetzlichen aufbietet, was nur aufzubie-ten ist. Aber das Gute und Edle (im schillerschen Sinne), ist nicht so ohne weiteres kaputtzu-kriegen. Im Gegenteil, es tritt umso (be-)rührender wieder hervor, je finsterer die Szene ist und an Orten, wo man es nicht vermutet (dazu fallen mir Orins Kanalschaben ein).
Noch etwas zur Gretchenfrage (dabei betrachte ich U.S. als Kunst-Werk):
„Gott kommt als Frage zur Erfahrung, denn das, was das Wort Gott besagt, kann zunächst nur als Frage umschrieben werden. Diese Frage kann sich aber erst ergeben, wenn der Fra-gende selbst zur Frage wird und das Fragen zu einem ernsten Prinzip erhebt. Zu einer sol-chen Fraglichkeit der Religion als deren innerstes Prinzip verhilft mir die Kunst, die Frage nach Gott und dem Leben stets neu zu entfachen und entfacht zu halten. Es ist die freie Kunst, die Kunst aus nichts anderem als der Kunst, die die Religion dazu provoziert, offen und gläubig und nur aus dem Eigenen zu leben. „ Friedhelm Menneckes, S.J.