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23.30. Es ist Nacht über Offenburg. Spätburgunder, alle AAs vom US mögen mir verzeihen. Rameaus imaginäre Sinfonie klopft mit Mark Minkowski an HammerAmbosSteigbügel wie das Böse. Ist auch seiner Zeit voraus. Unterwegs nach hier Richard Powers gelesen. „Das größere Glück“. Unter den 100 Romanen, die ohne US anders ausgesehen haben, nimmt das auch einen Spitzenplatz ein. Liest sich manchmal wie eine ins Helle und in die Genomforschung gedrehte Variation.
Wir sind jetzt wieder bei der Geschichtenblase, die sich in Form von Gatelys AA-Truppe gebildet hat. Sie sitzen da alle rum, die Mühseligen und Beladenen, die Müden und Betrunkenen, von denen US so voll ist. Erdedy (der mit dem Insekt im CD-Regal), Ms Gompert und Madame Psychosis, Joelle hat überlebt. Jetzt sitzt sie da wie vom Gott der Droge in den Stuhl gekotzt und Gately wundert sich.
Wir erfahren, dass der menschliche Wille, der eigene Wille, ein durchaus zweischneidiges Schwert ist, wenn man Alkoholiker ist, kann man sich, gibt man ihn nicht auf wenigstens zwischenzeitlich, mit ihm prima den Kopf abhacken, respektive die Karte umdekorieren. Und macht man die Augen zu, bekommt man Träume, die möcht man ja nicht haben. Epiphanische, tödliche, erschreckende. Von teuflischen AA-Diziplinaria. Und was die mit einem machen.
Warum die Frauen auch im US gern verschleiert sind, versteh ich noch nicht. Bin aber nicht allein damit, weiß Gately an meiner Seite: „Die L.A. R. V. E.- und Schleier-Philosophie ist Gately schon ein paarmal en passant erklärt worden, aber so ganz schnallt er sie bis heute nicht und findet immer noch, dass der Schleier eine Geste der Scham und des Verbergens ist.“ Irgendwas Religiöses? Der Dschihad mit der tödlichen Patrone?
Apropo Religion: Von Wunder ist viel die Rede. Von Demut. Von der Gnade Gottes. Von Epiphanie. Die Heilige Kirche von der Abwesenheit des Alkohols. Joelle erzählt was von den Andachtsorten ihrer Heimat, die „oft Aluminiumtrailer oder Sperrholzschuppen seien und wo die Kirchgänger während der Gottesdienste oft mit Kupferköpfen spielten, zu Ehren irgendeines Zusammenhangs von Schlangen und Zungen“.
Macht Gott eigentlich auch so mit bei den AAs in Deutschland. Und macht der nicht auch abhängig. Wenigstens hat es kaum körperliche Folgen, sieht man mal von der Hornhaut auf den Knien ab.
1996 erschien »Infinite Jest« in den USA und machte David Foster Wallace über Nacht zum Superstar der Literaturszene. Vor einem Jahr nahm sich David Foster Wallace das Leben. Sechs Jahre lang hat Ulrich Blumenbach an der Übersetzung von Wallaces Opus magnum gearbeitet, dem größten Übersetzungsprojekt in der Geschichte des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
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